Benediktshof Münster

Brief aus dem Sommer

Ich sehe aus dem Fenster und der Himmel schaut herein. Es ist Sommer. Ich beobachte eine Maus, wie sie mit allergrößter Ernsthaftigkeit versucht, eine Nuss zu verstauen. Wenn eine Maus sich so vertiefen kann, will ich das auch. Deshalb bin ich hier.
Foto:© Benediktshof Münster

Die Frösche drüben im Teich sehen mich an, als wägten sie ab, ob ich verzaubert bin. Foto:© Benediktshof Münster


Auf einmal bin ich mir selbst nicht mehr sicher. Ich pflücke einen Apfel.

 

Erkenntnis findet im Garten statt. Wenn es Abend wird, leuchtet Maria Eva heim. Die beiden ergänzen sich gut.

 

12 Mutter Gottes

Gott sagt: zieh deine Schuhe aus. Wenn Gott schweigt, dann sagt es das Schild im Treppenhaus. Der Himmel hier ist bodenständig aus warmem Eichenholz. Wir teilen Brot und Fische und Wörter und Geschichten.
Ob wir satt werden, hängt von uns ab.
Wenn wir geben, gibt es etwas zum Nehmen. Wenn wir nehmen, bekommt das Geben Sinn.

Gott wohnt im Schilf und im Giebel, im Wort und im Un-Wort. Wir nähern uns buchstabenweise, schreiben vom Sein und vom Werden und von den Leerstellen dazwischen. Am Anfang ist die Neugier. Wir folgen ihr staunend und sind bis auf weiteres unterwegs.

Grüßt den schlafenden Sonnentau, das Hermelin in seinem Winterfell und die Verheißung zwischen den Zeilen.


Susanne Niemeyer
Autorin - Referentin auf dem Benediktshof
mit Fotos vom Benediktshof