Benediktshof Münster

Abschlussgottesdienst des Könige-Projekts

Am Christkönigssonntag feierte unsere Weggemeinschaft gemeinsam mit Doris Dung-Lachmann, Pastoralreferentin aus Köln und Mitinitiatorin des Könige-Projekts einen Abschlussgottesdienst.

Nr8 Knige drauen

Hier ihre Predigt:

„In jedem Menschen klingt ein Geheimnis…“, so sagt es Martin Schleske, der Geigenbauer.

Vielleicht hat dies niemand tiefer erfahren, als Jesus Christus selbst in der alles verändernden Erfahrung der Liebes-Zusage Gottes an ihn. In der Stimme aus dem Himmel klingt sein Grundgesetz, klingt seine SINNPERSPEKTIVE; daraus schöpft er in allem Sein selbst durch den Tod hindurch. Diese Erfahrung macht ihn in seiner Würde letztlich unantastbar.

Wir können uns alle die eigene Würde nicht selbst schenken; aber Jesus hat seine Grunderfahrung des Lebens längst an uns weiter geliebt – an jede und jeden von uns - damals wie heute. Und er tut es immerfort wieder – das war und ist seine Lebensbestimmung – daraus entsteht seine basileia, sein Reich Gottes.

Er verschenkt auch heute in jedem Moment diese Grunderfahrung  – Gott sagt dir ganz persönlich: Du bist mein geliebter Sohn. Und Gott sagt dir und mir ganz persönlich zu: Du bist meine geliebte Tochter!
Dennoch ist es damit offensichtlich nicht getan, denn wir erleben an uns und um uns herum, dass die Welt nicht aus ihrer Würde klar bewussten Menschen besteht. Wenn wir bei uns selbst beginnen, müssen wir wohl erst einmal fragen, wo und wann wir diesen Zuspruch denn hören – und wo und wann wir hin hören???
Manchmal können wir die Wucht, die diese göttliche Urerfahrung auch hat, gar nicht einfach fassen und auch nicht zulassen. Manchmal stehen Verletzungen davor, sodass wir es kaum glauben können – immer wieder fragen: bin wirklich ich gemeint???
Dann sperren wir uns manchmal wie automatisch vor dieser Zusage Gottes – somit auch vor mancher Veränderung, die sie in unser Leben bringen könnte – und sperren uns doch letztlich vor uns selbst! An vielen Stellen nehmen wir wahr, dass Menschen um uns herum entwürdigt werden – in unwürdigen Verhältnissen leben müssen, dass unwürdige Systeme wie selbstverständlich das Leben prägen, ohne wirklich aufgebrochen zu werden. Die unerträglichen Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte in unseren Krankenhäusern, die zunehmend privatwirtschaftlich geführt werden, sind da nur ein Beispiel. Und es zeigt sich immer wieder: Wir werden nur Systeme aufbrechen können, wenn wir selbst aufbrechen. Wir können nur in dem Maß anderen Würde schenken, in dem wir sie uns selbst schenken lassen.

In der Taufe werden auch wir heute immer noch – ausdrücklich – zum König oder zur Königin gesalbt. Ich erlebe das immer als einen der berührendsten Momente bei der Taufe. Und wenn wir diese Figuren hier anschauen, dann stellen wir schnell fest, die haben alle ihre Macken! Und tragen lange nicht immer die Krone auf dem Kopf. Aber es gibt, keinen und keine, der oder die keine Krone hätte. – Ein wunderbares Bild, denn auch für Jesus gibt es niemanden, dem diese Grundzusage Gottes nicht gelten würde, keinen Blinden und keinen Lahmen.
Wir können uns unsere Krone nicht selbst aufsetzen, aber wir sind aufgerufen, immer mehr hinein zu spüren und hinein zu wachsen, uns hinein zu vertrauen, das Geschenk unserer Würde anzunehmen. Zu diesem Üben erleben wir gerade hier am Hof viele viele Möglichkeiten und vor allem: wir alle können hier einander begegnen – wir haben die Chance im Austausch das Herz und die Ohren aufzuschließen, uns gegenseitig zu unterstützen, wenn wir uns öffnen – vielleicht langsam – hier, in einem geschützten, wunderbaren Lebens- Übungs – raum, und von dieser Quelle aus hineinwachsen in diese göttliche Zusage an uns – auch im Alltag. Und auch dort, da bin ich sicher, sind dann Menschen, die für diesen Austausch, für kleine Berührungen gefunden werden wollen!
Darin wird Jesus Christus in unserem Leben lebendig – in dir und in mir; darin entsteht Reich Gottes unter uns; darin bekommt es Hand und Fuß.
Die Könige sind uns dafür ein uraltes, biblisches Bild – schon seit alttestamentlicher Zeit.

Ich möchte gerne eine Übungs- Erfahrung von mir während dieser Ausstellungszeit erzählen…

Irgendwann in der ersten Woche dieser Ausstellung stellte sich bei mir plötzlich eine Idee ein:
Wie wäre es, wenn ich wirklich eine Krone tragen würde???
Wie würde sich das anfühlen???
Seither habe ich mir immer wieder vorgestellt, dass sie wirklich da ist meine Krone – und zwar erst mal auf dem Kopf…
… und vielleicht mögt ihr euch das für einen Moment auch mal vorstellen…
wie sitze ich jetzt hier, wenn ich eine Krone trage…???
Ich merke in der Regel als erstes, wie sich meine Wirbelsäule aufrichtet – und zwar ganz von selbst, ohne Recken und Mühe – ES passiert einfach…
Der Nacken wird frei…
vielleicht erinnert ihr euch nochmal an die Statio am Anfang – da gibt es dann eindeutig Ähnlichkeiten.
Manchmal fällt die Krone einfach runter, weil ich ganz unachtsam mit allem anderen zu Gange bin – oder mir fällt irgendwann auf, dass ich den Gedanken in der Zwischenzeit einfach verloren hatte… manchmal bin ich müde und es wird mir zu viel, dann lege ich sie daneben; und dann wieder gebe ich dieser Kraft nach, der Empfindung, dass sie mir einfach aufgesetzt ist…
Und ich nehme mich selbst in den Blick – wie bin ich da mit Krone??? – es ist, als hörte ich dem Echo der Krone nach, was sagt sie mir…???
Wohin ruft sie mich???
Ich spüre, wie sie mich immer wieder in eine andere Haltung ruft – Vieles, verändert sich dann im Tun – und vielleicht das erstaunlichste, diese Veränderung ist wunderbar leicht und freudvoll und humorvoll.
Ich kann ehrlich sagen, das waren drei sehr spannende Wochen für mich mit meiner Krone und ich gönne es allen, und möchte unbedingt Mut machen, dies einmal auszuprobieren…

 

Nr9 Knige vorm Bild

„In jedem Menschen klingt ein Geheimnis.
Wer ein erfülltes Leben sucht, hat keine andere Wahl, als zu fragen, was sich durch ihn erfüllen soll. Das ist wohl das Wesen des Glücks und es entspricht darin der Arbeit eines Geigenbauers im Umgang mit dem Holz. Der Klang des Lebens wird IM Faserlauf des menschlichen Herzens erfüllt – und nicht daran vorbei!“
(Martin Schleske)

NIMM DEINE KRONE!