„………dann könnte es eine Kerngruppe sein!“
Ich bin gebeten worden, etwas über meine Erfahrungen mit Kerngruppen zu berichten. Das ist schwierig. Es sieht für mich so aus, als ob jede Kerngruppe am Benediktshof sehr individuell und unterschiedlich ist, und in den Kerngruppen sind noch mal sehr individuelle unterschiedliche Menschen. Man kann fast nichts verallgemeinern.
Aber es gibt vielleicht Hinweise darauf, was „Kerngruppe“ ausmachen könnte, Annäherungen, Mutmaßungen, Bilder….!
Wenn sieben Menschen aus allen Ecken von NRW, unzufrieden und vereinsamt in ihren Heimat -Gemeinden und suchend nach Vertiefung ihres Glaubens, am Benediktshof zusammenfinden…. dann könnte es eine Kerngruppe sein.
Wenn sich diese Menschen am Benediktshof treffen und voller Vorfreude verabreden, in der Messe zusammen zu sitzen und sich die Plätze freizuhalten…..dann könnte es eine Kerngruppe sein.
Wenn dann die Begrüßung besonders freudig ist und der Friedensgruß, und einfach etwas sehr fehlt, wenn man nicht die anderen vollzählig in den Arm genommen hat…. dann könnte es eine Kerngruppe sein.
Wenn sich dann später alle bestätigen, dass die Zeit seit dem letzten Treffen viel zu lang gewesen ist……dann könnte es eine Kerngruppe sein.
Wenn dann das übliche kleine Gruppen – Ritual anfängt und wir uns nach der Leibspürübung berichten, wie vertraut alles war und wie erholsam und schön… dann könnte es eine Kerngruppe sein.
Wenn dann jeder das Wichtigste aus den letzten vier Wochen im praktischen und spirituellen Leben voller Vertrauen und Offenheit der Runde mitteilen mag…. dann könnte es eine Kerngruppe sein.
Wenn sich jemand bei Krisen und in schweren Zeiten von einer kleinen Gruppe getragen und gehalten fühlt…. dann könnte es eine Kerngruppe sein.
Wenn in einer kleinen Gruppe sich alle nach und nach trauen, über ihre intime spirituelle Situation zu sprechen…. dann könnte es eine Kerngruppe sein.
Wenn man verabredet, täglich um 18:00 Uhr für einen Moment liebevoll an einige andere Menschen zu denken……dann könnte es eine Kerngruppe sein.
Wenn bei dem Stichwort „Lü“ in einer kleinen Gruppe bei allen die Augen glänzen, weil es an die in einigen Monaten kommende Reise in die Schweizer Berge erinnert… dann könnte es eine Kerngruppe sein.
Wenn später nach einem Treffen eine Teilnehmerin schreibt: “ Unser Treffen war - wie für mich immer - intensiv, voller Vertrauen, anrührend, bewegend, wünsche sehr“…dann könnte es eine Kerngruppe sein.
Wenn diese kleine Gruppe sagt:
Austausch wagen
unser Herz öffnen
uns gegenseitig bereichern mit unseren Erfahrungen
gemeinsam gehen
Glaubensfreude steigern
Glauben vertiefen….
….das ist das, was wir wollen!
Ja, dann kann es nur eine Kerngruppe sein.
Kerngruppe auf Reisen
Normalerweise treffen sich am Benediktshof die Kerngruppen alle 1 -2 Monate für einige Stunden, um ihre Glaubensfragen zu teilen und sich auf ihrem spirituellen Weg zu begleiten.
Wir, die Kerngruppe „Sternfinder“, sind dieses Jahr schon zum zweiten Mal zusammen eine Woche in Urlaub gefahren! Das ist etwas Besonderes, worüber wir berichten möchten!
Beim ersten Mal fragten wir uns natürlich, wie das wohl werden würde. Bei diesem Mal aber war die Vorfreude schon Monate vorher zu spüren und wir konnten es gar nicht abwarten. Ein besseres Zeichen gibt es nicht.
Wir sind dann im August zusammen wieder für eine Woche in die Schweiz gefahren, in ein schönes altes Pfarrhaus auf 2000 m Höhe, nahe dem Schweizer Nationalpark.
Unser Tag begann mit einem spirituellen Morgenimpuls, der abwechselnd von uns gestaltet wurde. Danach ging es zum schon vorbereiteten leckeren Frühstück und gegen 9:30 Uhr wanderten wir dann los. Viel Schweigen beim Wandern war angesagt, aber zwanglos. Abends nach einem immer köstlichen Abendessen, das oft am Dorfbrunnen in der untergehenden Sonne eingenommen wurde, gab es eine ausführliche Gesprächsrunde, in der wir uns gegenseitig intensiv über unsere Erlebnisse und Erfahrungen am Tag berichteten. Gerade durch diese Struktur bestand keine Gefahr, ins Unverbindliche abzugleiten.
Wir haben reihum gekocht, viele Dinge wurden aber auch einfach so erledigt, ohne besondere Absprachen. Das haben wir in anderen Gruppen nicht als selbstverständlich erlebt!
Unsere Freude aneinander und die Freude an unseren abwechslungsreichen, aufbauenden Tagen in dieser fantastischen Landschaft war ständiger Gast bei uns. Eine wunderbare Erfahrung!
Was war nun das Besondere bei dieser Reise unserer Kerngruppe? Wir erlebten in hohem Masse Vertrauen und freudige Gemeinschaft. Durch unsere monatlichen Treffen war natürlich eine Gemeinschaftlichkeit vorhanden, diese wurde aber nun auf eine breitere Basis gestellt und ja auch geprüft. Es ist schon etwas anderes, wenn man zusammen haushaltet, kocht, Probleme löst, Wanderungen ma cht, die zum Teil nicht ganz ohne waren….
Die Freude kam wohl daher, dass unsere Gruppe sich auch in diesem ganz neuen Bereich als tragfähig und verlässlich erwiesen hat.
So ging es zum Beispiel darum, bei den Wanderungen eben nicht einfach loszulaufen, sondern dass jeder auch die Gruppe insgesamt im Auge hatte, der Langsamste nicht unter Druck kam und der Schnelle sich nicht langweilte.
Das ist uns hervorragend gelungen. Wir hatten ein Gefühl von „tragender Gemeinschaft“! Zwischenmenschliche Begegnung und ein gemeinschaftliches Miteinander, frei von Ablenkung, wurden uns in diesen Tagen möglich.
Unsere Kerngruppe hat sich bewährt. Und vielleicht spiegelt sich in unseren Erfahrungen auch etwas, was mit den inneren Werten der Weggemeinschaft des Benediktshofes zu tun hat.
Das alles wird uns helfen bei unseren monatlichen Begegnungen, auf unserem gemeinsamen Glaubensweg.
Für „Die Sternfinder“ von Helmut Böddeling